In einer „Außerordentlichen Generalversammlung“ am 24. August 1929 – also knapp zweieinhalb Jahre später – vermerkt das Protokoll unter Punkt „Verschiedenes“, fast wie in einem Nebensatz : “Auch wurde vielseitig der Wunsch geäußert zur Einführung des gemischten Chors. Auch diesem Punkte wurde nach reicher Debatte stattgegeben. Es soll für den gemischten Chor alle 14 Tage Singstunde stattfinden.“ Der gemischte Chor ist also wieder da.
Vielleicht hat das den Chorleiter so stark belastet, dass er im September 1929 ernsthaft erkrankte. Der Gesangverein konnte Lehrer Cassel als Ersatzchorleiter gewinnen und mit ihm sein 20 jähriges Stiftungsfest am 4. und 5. Oktober 1929 mit einem Umzug durch Schauernheim, einem Festbankett und Freundschaftssingen an beiden Tagen feiern.
Im Oktober 1929 leitete Lehrer Cassel beide Chöre, den gemischten Chor und den Männerchor, bei einem Konzert des Gesangvereins im Gasthaus „Zum Löwen“ in Schauernheim. Zur Weihnachtsfeier 1929 war Alois Jörns wieder genesen und konnte den Chor bei dieser Veranstaltung wieder leiten.
Bei der Generalversammlung am 3. Januar 1931 steht im Protokoll über den Bericht des 1. Vorstand Otto Müller die polemische und chauvinistische Passage: „Der gemischte Chor hat sich dieses Jahr wieder selbst erledigt. Er hat ewige Ruhe verdient. Hier sieht man wieder, dass die Frauenarbeit im Verein nicht das Niveau als bei den Männern. Der Vorsitzende löste bei den Anwesenden eine Lachsalve aus, als er witzig bemerkte : ’dass schon manche Frau gestorben wäre, wenn sie nicht klatschen könnte!’“
Nun war die Episode des gemischten Chors endgültig – bis heute – beendet.

Dafür beschäftigte ein anderes ernstes Problem den Verein. Nachdem in den Vorjahren der „Einzug der Hitlerbewegung in das Dorf“ dazu führte, dass immer mehr junge Sänger in die Singstunden kamen, um ihre Ablehnung des Faschismus zu demonstrieren, war nun „ die Hetze der Hitleraner hier im Dorfe abgeflaut“ und „Laxheit und Gleichgültigkeit“ bei den Sängern eingetreten. Der Kassenstand erlaubte die Finanzierung der künftigen Singstunden nicht mehr. Deshalb wurde im Juli 1931 beschlossen, eine Singstundenpause bis Anfang September einzulegen.
Wegen der großen Arbeitslosigkeit, die durch die Wirtschaftskrise hervorgerufen worden war, spielte nun die Höhe der Mitgliedsbeiträge eine große Rolle. In der nächsten Generalversammlung 1932 wurden differenzierte Beitragssätze für „Vollarbeiter“, „Kurzarbeiter“, „Erwerbslose“ und für „Ausgesteuerte“ und „Jugendliche“ festgelegt. Der angesagten Sparsamkeit sollte auch der Chorleiter durch ein reduziertes Singstundenhonorar Rechnung tragen.
Ob es nun diese Honorar-Reduzierung, oder seine politische Einstellung war, die Alois Jörns bewog, den Gesangverein bei der Vorbereitung des sogenannten „Heldengedenktages“ hängen zu lassen, indem er vorgab nicht die richtigen Noten dabei zu haben, ist wohl nicht mehr zu ergründen. Jedenfalls gab es einen heftigen Eklat.